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„Damals wütete die Kulturrevolution [文化大革命 wénhuà dàgémìng, 1966 - 1976] durch China, und als die Rotgardisten im Shanghai-Museum auftauchten, empfingen sie Wärter, die die gleichen Armbinden wie sie selbst trugen, und das Glas der Vitrinen zierten maoistische Parolen. Sie sähen ja, sagte Museumsdirektor Ma den Bilderstürmern: Man sei selbst schon mit der Revolution beschäftigt.“ ()
Die Schätze des Shanghai-Museums haben die Raserei überlebt. Heute sind sie in einem neuen, spektakulären Museum am zentralen Volksplatz (人民广场 Rénmín Guǎngchǎng) untergebracht, in Chinas einzigem Weltklassemuseum. Und zu gutem Teil ist das Mǎ Chéngyuáns [马承源] Verdienst.
Die Geschichte begann 1980 in New York. Dort sah Mǎ Chéngyuán zum ersten Mal ein modernes Museum und überschüttete die Angestellten des Metropolitan Museums mit Fragen. Auf ihre verwunderten Blicke hin erklärte er, er wolle in Shanghai ein Museum wie ihres bauen.
Damals aber darbte das Shanghai-Museum in einer ehemaligen Bank mit schlecht beleuchteten Räumen. Doch 16 Jahre später stand gegenüber dem Rathaus ein Bau in Form eines antiken Dreifußes, eines Dǐng (鼎).
Der Traum von einem neuen Museum verlor erst in den 1990er Jahren seinen utopischen Charakter. Mǎ und sein Stellvertreter machten dem Bürgermeister ihren Plan mit dem Versprechen schmackhaft, dass der Verkauf des alten Gebäudes und Spenden den größten Teil der Kosten decken sollten, denn die Museumsdirektoren pflegten gute Kontakte zu wohlhabenden Emigranten. Als Standort hatten die beiden sich den zentralen Volksplatz in den Kopf gesetzt. Und sie bekamen ihn, gegen die Konkurrenz von Bürotürmen. Offenbar begann Shanghai an sein Image zu denken. „Wir können keine wirtschaftlich bedeutende Stadt sein und dabei eine kulturelle Wüste", sagte der Bürgermeister 1996.
Für den Bau trieben die beiden 78 Millionen Dollar an Spenden auf. Die Probleme begannen, als die Kosten den Plan um 50 Prozent überschritten. Das lag an den Ansprüchen der Direktoren: Sie wollten für ihr Museum nur das Beste. Nun vertraute Ma auf das Ehrgefühl der Stadtregierung, die es nicht über sich bringen würde, vor ihren Rathausfenstern ein halbfertiges Gebäude stehen zu lassen. Er hatte Recht; das Museum bekam die nötige Subention.
1996 war Eröffnung. Die Exponate sind kunstvoll präsentiert, sodass der Chefkurator für asiatische Kunst des Metropolitan Museum es das beste Museum für chinesische Kunst auf der Welt nannte.
Eine Shanghai-Korrespondentin meinte, das Museum wäre wohl auch ohne die Initiative der Direktoren gebaut worden. Wahrscheinlich wäre es sogar imposant und modern ausgefallen. Doch im Innern hätte vermutlich jene langweilige Präsentation geherrscht, die charakteristisch ist für chinesische Museen.
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„Es gibt da ein chinesisches Sprichwort …“ – Wer kennt sie nicht, diese Einleitung? weiterlesen...