06. Dezember 2012
桜 sakura (Kirschblüte)
サクラ sakura (Kirschblüte)
„Tokio steht Kopf in den kommenden Tagen und Wochen. Denn es ist Sakura – Kirschblüte! Millionen Tokioter werden die Gärten und Parks ihrer Stadt stürmen, um sich am Anblick von Kiku-shidare, Shirofugen und Fukubana zu ergötzen: Das sind japanische Blütenkirschen, von denen es Dutzende Sorten in ganz Japan gibt. Traditionalisten werfen sich zur Sakura in einen bestickten Kimono, man bejubelt die Blütenpracht mit lauten ‚Aaahhs‘ und ‚Ooohhs‘, filmt und fotografiert die Blüten oder posiert selbst vor den Kirschbäumen, um fotografiert oder gefilmt zu werden, allein, mit Nachbarn, mit der Familie, mit Kollegen.“
(http://www.welt.de/reise/article6813501/Die-Kirschbluete-versetzt-Japaner-in-den-Vollrausch.html)
Die Schönheit und – vor allem die Vergänglichkeit – der Kirschblüte sprechen die Japaner besonders an, denn ohne Früchte zu tragen, lebt die japanische Kirsche einzig für die wenigen Tage der Blüte. Nach kurzer Zeit fällt die Blüte dann im Moment vollendeter Schönheit zu Boden, so wie ein
Samurai (侍) einen jungen Tod stirbt.
Die Kirschblütenfeste sind alt; schon vor mehr als tausend Jahren, zog der Hofadel aus, die Blüten zu bewundern. Doch konnte man sich einer leisen Melancholie nicht erwehren: die Schönheit der Blüten beunruhigte; und fielen sie, kaum dass sie sich hatten, spürten alle die Vergänglichkeit und ihr Herz füllte sich mit Trauer. Jedoch erhöhte dies den Genuss. Die Vorstellung aber, die sich vom Baum lösende Blüte sei Symbol für ritterliche Tugend, für seinen Herrn zu sterben, ist erst seit dem 19. Jahrhundert verbreitet.
Die Anfänge der Kirschblütenverehrung sind im Bäuerlichen, zu suchen. An den Hängen der Gebirge gab es zahlreiche Wildkirschen, die sich wie weiße Schleier ausbreiteten. Die Bauern lasen in ihnen wie in einem Orakel. Fielen die Blüten rasch würde die Ernte schlecht sein. So veranstaltete man Feste, die Götter gnädig zu stimmen und die Kirschblüten dauern zu lassen.